Vom Wildschaf zum Fettschwanzschaf

Talus eines Schafes in Dorsalansicht mit den Landmarks (rot) und Sliding Semi-Landmarks (blau), mit deren Hilfe die Geometrie des Knochens erfasst werden.

Von Anfang an wählten Schafhalter bewusst und unbewusst Tiere mit Eigenschaften aus, die für das Leben und die Fortpflanzung in einer vom Menschen geschaffenen Umwelt geeignet sind. Im Laufe der Jahrtausende entwickelten sich Schafslinien, die an die verschiedenen Landschaften und Klimazonen angepasst waren. Im Laufe der Zeit förderte die menschliche Selektion auch erwünschte Eigenschaften wie z. B. Zahmheit, höhere Milchleistung, Menge und Qualität des Vlieses oder große Fettdepots wie beim Karakul, einem Fettschwanzschaf. Es ist jedoch schwierig solche Zuchtlinien im Knochenmaterial nachzuweisen. Hier stellen wir einen Ansatz vor, der auf dem Methodenspektrum der Geometrischen Morphhometrie (geometric morphometrics, GMM) basiert. In unserer Studie vergleichen wir Tali (Astragali, Rollbeine) dreier Wild- und fünf Hausschafpopulationen. Sie stammen aus prähistorischen Kontexten in Südostasien aus dem frühen Neolithikum, dem mittleren Chalkolithikum und der späten Bronzezeit sowie aus modernen Referenzserien, die in naturhistorischen Sammlungen aufbewahrt werden.

Pöllath N., Schafberg R., Peters J. (2019) Astragalar morphology: Approaching the cultural trajectories of wild and domestic sheep applying Geometric Morphometrics. Journal of Archaeological Science: Reports 23: 810-821. https://doi.org/10.1016/j.jasrep.2018.12.004